Es ist faktisch nie zu spät, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und schon längst haben sich die Organisationen im Brand- und Katastrophenschutz darauf verständigt, dass es auch nie zu früh ist, sich mit den Aufgaben und Werten der Feuerwehr und Hilfsorganisationen zu beschäftigen: Schließlich geht es hier neben dem Schutz von Mensch und Umwelt auch um humanistische Grundsätze wie Demokratie, Verantwortungsübernahme und Respekt. Im Ehrenamt werden neben fachlichem Können auch soziale Kompetenzen erlernt, die schon Schülerinnen und Schüler benötigen, um sich zu entwickeln und später erfolgreich in die Ausbildung und den Beruf zu starten.

Besonders einfach fällt der Einstieg, wenn man damit „groß“ wird oder „Vorbilder“ hat. Sei es, dass die Eltern sich in der Freiwilligen Feuerwehr oder anderen Hilfsorganisationen betätigten, oder weil man durch den Freundeskreis die Vorzüge des Ehrenamts miterlebt. Doch auch diejenigen, die bisher keinerlei Berührungspunkte mit den Organisationen oder dem Thema Ehrenamt hatten, finden leichten Zugang, indem sie sich direkt an die Feuerwehren und Hilfsorganisationen vor Ort oder den Kreis- oder Ortsverband in der Nähe wenden. Die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vor Ort freuen sich über das Interesse von Menschen, sich einzubringen, um Teil eines motivierten, hilfsbereiten und kameradschaftlichen Teams zu werden. Neuzugänge werden herzlich empfangen und schnell in die Gemeinschaft integriert. Unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialem Status oder Herkunft. Denn hier zählt das gemeinsame Interesse: Helfen. 

Geben und Nehmen 

Wer hilft, der gibt. Doch das Ehrenamt zahlt es in vielerlei Hinsicht zurück. Dankbarkeit, Wertschätzung, das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun – das sind ideelle Werte, die jeden Menschen bereichern. Doch die Vorteile von freiwilligem Einsatz für Feuerwehren und andere Hilfsorganisationen sind auch konkret fassbar. Denn ein Ehrenamt zu bekleiden, heißt lebenslang zu lernen. In Zeiten der Globalisierung, Digitalisierung und des demografischen Wandels ist das wichtiger denn je. Das Lernen beginnt mit der Grundausbildung und setzt sich in vertiefenden und spezifischen Weiterbildungen fort. So bleibt man zu jedem Zeitpunkt und in jedem Alter im Lernmodus und profitiert neben der Anwendung von Hochtechnologie im Einsatzalltag unter anderem auch vom Einsatz digitaler Elemente wie virtuellen Lernplattformen und Social Media. Man hält sich geistig fit und überträgt, gezielt oder als positiver Nebeneffekt, Lernerfahrungen auf den Alltag, die Arbeit, das Studium oder die Berufsausbildung.

Das Ausbildungsprogramm der Freiwilligen Feuerwehr unterliegt strengen und regelmäßig geprüften Qualitätsstandards. Die Inhalte entsprechen – um höchste Sicherheit und Kompetenz im Ernstfall zu gewährleisten – dem aktuellen technischen und wissenschaftlichen Standard. Durch die Fortbildungen im ehrenamtlichen Kontext profitieren Sie also auch in beruflicher Hinsicht. Die Einsatzkräfte im Brand- und Katastrophenschutz sind Spezialisten, oft in mehreren Fachrichtungen gleichzeitig. So profitieren auch Arbeitgeber von ihrem Einsatz und dem Wissen, das ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in den Betrieb mitbringen.

Aufnahme in die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr

Als aktive Feuerwehrangehörige können in der Regel nur Personen aufgenommen werden, die ihre Hauptwohnung in der Stadt Hattersheim am Main haben (Einwohner) oder aufgrund einer regelmäßigen Beschäftigung oder Ausbildung oder in sonstiger Weise regelmäßig für Einsätze in der Stadt Hattersheim am Main und für Aus- und Fortbildung zur Verfügung stehen. Führungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr sollen Einwohner der Stadt Hattersheim am Main sein.

Sie müssen persönlich geeignet, für die freiheitlich demokratische Grundordnung eintreten, den Anforderungen des Feuerwehrdienstes geistig und körperlich gewachsen sein und das 17. Lebensjahr vollendet haben; sie dürfen das 60. Lebensjahr nicht überschritten haben.

Die Aufnahme in die Freiwillige Feuerwehr ist schriftlich beim Stadtbrandinspektor oder Wehrführer zu beantragen. Minderjährige haben mit dem Aufnahmeantrag die schriftliche Zustimmungserklärung ihrer gesetzlichen Vertreter vorzulegen. Über den Aufnahmeantrag entscheidet der Magistrat bzw. in dessen Auftrag der Stadtbrandinspektor nach Anhörung des Feuerwehrausschusses. Bei Zweifeln über die geistige oder körperliche Tauglichkeit oder der persönlichen Eignung kann die Vorlage eines amtsärztlichen Attestes oder des polizeilichen Führungszeugnisses verlangt werden.

Die Aufnahme in die Freiwillige Feuerwehr erfolgt durch den Stadtbrandinspektor unter Überreichung der Satzung und durch Handschlag. Dabei ist der Feuerwehrangehörige durch Unterschriftsleistung auf die gewissenhafte Erfüllung seiner Aufgaben gegenüber jedermann, unabhängig von Nationalität, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Religion oder Hautfarbe, zu verpflichten, wie sich diese aus den gesetzlichen Bestimmungen dieser Satzung sowie den Dienstanweisungen ergeben.

Soweit innerhalb von 12 Monaten nach Aufnahme in der Einsatzabteilung die erforderlichen oder verlangten Unterlagen nicht vorgelegt werden und keine oder nur eine unregelmäßige Teilnahme an den festgesetzten Übungen und Einsätzen festgestellt wird, kann die Mitgliedschaft durch den Stadtbrandinspektor beendet werden.

Ausbildung zur ehrenamtlichen Fach- und Führungskraft

Die erste Voraussetzung, um den Einstieg ins Ehrenamt zu finden, ist der Wille, sich zu engagieren und dafür (freie) Zeit mitzubringen. Der zweite Schritt ist dann die Suche nach der passenden Tätigkeit und der Organisation. Gut, wenn man zu diesem Zeitpunkt seine Kräfte, Fähigkeiten und Neigungen selbst einschätzen kann. Denn das steigert die Wahrscheinlichkeit zu finden, wonach man sucht. Selbstverständlich prüfen die Organisationen verantwortungsvoll, ob die Anwärterinnen und Anwärter auf das Ehrenamt den Anforderungen und Belastungen, die seelischer und körperlicher Art sein können, standhalten. In manchen Fällen sind im Vorfeld ärztliche Untersuchungen erforderlich. Aufgrund der hohen Verantwortung der Einsatzkräfte für die Betroffenen, sowie zum eigenen Schutz und dem ihrer Kameradinnen und Kameraden in potenziellen Gefahrensituationen ist dieses Auswahlprozedere für alle Beteiligten sinnvoll.

Die Interessentinnen und Interessenten nehmen für das Ehrenamt in der Feuerwehr an einer kostenlosen Grundausbildung teil. Diese wird zeitlich so organisiert, dass alle, die einer Ausbildung, einem Studium oder einer Berufstätigkeit nachgehen, selbstverständlich auch an dieser Bildungsmaßnahme uneingeschränkt teilnehmen können. Andernfalls bestehen Möglichkeiten, sich mittels einer Bescheinigung vom Unterricht oder der Arbeit freistellen zu lassen. Die Grundausbildungen der hessischen Feuerwehr dauert mit 80 Stunden über 2 Jahre. Davon werden 40 Stunden im „Grundlehrgang“ an Wochenenden auf Kreisebene absolviert und die restlichen 40 Stunden anschließen im Rahmen der abendlichen wöchentlichen Übungsdienste.

Detaillierte Informationen zum individuellen Einstieg und der Ausbildung erhalten Interessierte bei ihrer jeweiligen Stadtteilfeuerwehr. Diese informiert auch über die vielfältigen Formen der Mitarbeit und der rechtlichen Rahmenbedingungen.

Früh übt sich…

Je früher man anfängt im Ehrenamt aktiv zu werden, umso besser. Bei der Freiwilligen Feuerwehr beträgt das Mindestalter 17 Jahre. Doch schon vorher können Interessierte mitmachen. In den Hattersheimer Stadtteilen gibt es Jugendfeuerwehren für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren. Bei den Übungen und Wettbewerben der Jugendabteilung erlernen die Mitglieder erste Grundlagen, die ihnen bei der späteren Grundausbildung zur Qualifizierung für die Freiwillige Feuerwehr zugutekommen. Auch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Feuerwehr ist möglich.

Für die ganz Kleinen gibt es die Kinderfeuerwehren oder auch „Minifeuerwehren“, in denen Kinder ab 6 Jahren zusammenspielen, basteln und kindgerecht an das Thema Brandschutz herangeführt werden.

Die Leiterinnen und Leiter der Jugendabteilung sind Jugendfeuerwehrwartinnen und -warte. Sie werden speziell auf die pädagogischen und didaktischen Aufgaben in der Jugendarbeit ausgebildet. Dafür besuchen sie das Jugendfeuerwehrausbildungszentrum (JFAZ) in Marburg-Cappel, eine Außenstelle der Hessischen Landesfeuerwehrschule (HLFS) mit Hauptsitz in Kassel.

Beruf und Ehrenamt – eine starke Verbindung

Es sind weit überwiegend Ehrenamtliche der Feuerwehren und Hilfsorganisationen, die in Hessen den Schutz der Bevölkerung bei Brand- und Katastrophenfällen garantieren.

Doch was, wenn man während der Arbeitszeit zu einem Einsatz gerufen wird? Gerade mit einem Vollzeitjob stellt sich die Frage, wie man sein Ehrenamt mit dem Berufsleben so unter einen Hut bekommt, dass niemand darunter leidet: die Kameradinnen und Kameraden im Ehrenamt genauso wenig, wie die Kolleginnen und Kollegen im Job, die einspringen müssen und zusätzlich belastet werden.

Damit eine gelingende Vereinbarkeit von Beruf und Ehrenamt entsteht, müssen beide Seiten Verständnis aufbringen und zusammenarbeiten. 

Die Freiwilligen Feuerwehren und die Hilfsorganisationen sind gehalten, die Lage der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zu berücksichtigen. So sollte beispielsweise die Einsatzleitung stets darauf achten, dass die Ehrenamtlichen, die auch in ihren Unternehmen dringend benötigt werden, diejenigen sind, die nach einem Einsatz als erstes an ihre Arbeitsplätze zurückkehren können. Um dies gewährleisten zu können, ist die Kommunikation aller Beteiligter unabdingbar: Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten sich regelmäßig mit den Freiwilligen Feuerwehren oder Hilfsorganisationen austauschen.  Nur so können mögliche Probleme besprochen und nach gemeinsamen Lösungen gesucht werden. Den ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommt dabei die Rolle des Initiators und Vermittlers zu.

Doch leider haben nicht alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verständnis- und rücksichtsvolle Chefs. Hier kann es helfen, aus der Sicht des Unternehmens zu argumentieren und für Verständnis zu werben:

Unternehmen können ihren Verpflichtungen, Ersthelferinnen und Ersthelfer, Sicherheitsbeauftragte und Sicherheitsfachkräfte zu bestellen, besser nachkommen, wenn sie Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr oder der Hilfsorganisationen einsetzen. Das spart Ausbildungszeit!

Tritt ein Schadensfall im Unternehmen auf, sind Feuerwehr oder Katastrophenschutz gegebenenfalls schon vor Ort und können sofort erste Maßnahmen einleiten. Damit verringert sich das Schadensausmaß – manchmal lässt sich dadurch sogar ein Leben retten.

Sicherheits- und Brandschutzprobleme gibt es in den meisten Unternehmen. Ehrenamtliche der Feuerwehren oder der Hilfsorganisationen können diese eventuell früher entdecken, melden und beseitigen – und dadurch Schlimmeres verhindern!

Ehrenamtlich Tätige bringen eine Reihe von Qualifikationen mit, die auch für das Unternehmen interessant und gewinnbringend sind: Sie besitzen eine ausgeprägte Teamfähigkeit, haben oftmals ein hohes technisches oder medizinisches Verständnis, sind zum Teil als Führungskräfte ausgebildet und allem voraus: Sie sind sehr belastbar. Schließlich handelt es sich hierbei um Menschen, die es auch im Krisenfall gewohnt sind, schnell und zielorientiert zu handeln, Verantwortung zu übernehmen und sich für andere einzusetzen.

Unternehmen, die ehrenamtliche Tätigkeiten fördern, können damit ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen und diesen Imagefaktor für ihre PR-Tätigkeiten nutzen. Erwiesenermaßen vertieft sich die Bindung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an das Unternehmen, wenn dieses ehrenamtliche Tätigkeiten unterstützt

Ehrenamt macht glücklich! Lesenswerter Artikel zum Ehrenamt in Hessen (FR online, 09/2018)

Rechtliche Grundlagen

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in Hessen sind im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung rechtlich verpflichtet, ehrenamtliche Feuerwehrangehörige beziehungsweise Angehörige der Hilfsorganisationen bei Bedarf freizustellen. § 11 Absatz 2 HBKG regelt klar, dass dies für Einsätze, Übungen und Ausbildungsveranstaltungen gilt und zwar bei vollem Lohn. Private Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können sich das Arbeitsentgelt in dem Fall sogar erstatten lassen.

Die gesetzlichen Regelungen für das Land Hessen sind in dem Merkblatt zur Freistellung von Ehrenamtlichen im Brand- und Katastrophenschutz zusammen gefasst.

Die Hessische Landesfeuerwehrschule bietet zusätzliche Informationen zur Lohnkostenerstattung z.B. bei Teilnahme an Bildungsmaßnahmen für das Ehrenamt.

Angehörige der Feuerwehren und des Katastrophenschutzes genießen in ihrem ehrenamtlichen Dienst gesetzlichen Unfallversicherungsschutz.

Frauen im Brand- und Katastrophenschutz

Es ist kein Geheimnis, dass Frauen bei der Feuerwehr sowie bei anderen ehrenamtlichen Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz statistisch unterrepräsentiert sind. Aber sie werden dringend gebraucht. Die Angst davor, dass Männer über größere Kraft verfügen und Frauen deshalb nicht ernst genommen würden, ist vollkommen unberechtigt. Selbst wenn das Klischee im Einzelfall mal stimmt, kommt es nicht bloß auf die Muskelkraft an. Entscheidend sind nämlich häufig ganz andere Faktoren: Mut, Reaktionsgeschwindigkeit, Besonnenheit, Einfühlungsvermögen und Kommunikationstalent. Je nach Einsatzfeld auch das Wissen, welche Technik angewandt werden muss: Viele Frauen sind heute Experten in technischen Berufen und bringen ihr Wissen im Ehrenamt ein. Und nicht zuletzt zählt besonders die Leidenschaft für die gute Sache – und die kennt kein Geschlecht. Frauen machen weder alles anders, noch alles besser oder schlechter. Sie werden im Brand- und Katastrophenschutz genauso gebraucht wie Männer. Deswegen erhalten Sie auch denselben Respekt – sowohl von Kameraden als auch von Vorgesetzten.

Und so ganz nebenbei steigt mit dem Zuwachs von Frauen im Ehrenamt auch die Möglichkeit ihrer Einflussnahme auf Entscheidungen und Entwicklungen innerhalb ihres Verbandes oder ihrer Organisation. Zum Beispiel gibt es in der Hessischen Feuerwehr einen Fachausschuss Frauen, der sich um die Stärkung der Position von Frauen und ihre Belange in der ehrenamtlichen Tätigkeit kümmert. Aus vielen Gründen lohnt es sich also, wenn mehr Frauen Einsatz in der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen zeigen und sich ehrenamtlich engagieren. Vorbilder vor!

Beeinträchtigung: Nichts hindert dich, zu helfen

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer werden auf verschiedenen Ebenen gebraucht. Da ist es gut, dass jeder Mensch unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen mitbringt. Denn nur so können die Einrichtungen des Brand- und Katastrophenschutzes auf die verschiedenen Bedarfe reagieren. Wichtig sind nicht nur Akteurinnen und Akteure im Außeneinsatz, sondern auch jene, die den Innendienst verlässlich und kompetent bereichern. So brauchen Servicezentralen beispielsweise Menschen, die Telefonate entgegennehmen, Notrufe bearbeiten oder Funkgeräte bedienen und mithelfen Einsätze zu koordinieren. In jeder Organisation fallen zudem Verwaltungsaufgaben an: Einsätze müssen dokumentiert und Archive gepflegt werden. Auch die Darstellung einer Organisation nach innen und außen genießt häufig einen hohen Stellenwert. Die Gremienarbeit ist ebenfalls ein wesentliches Aufgabenfeld. Denn dort befassen sich Gruppen mit zentralen Anliegen. Wer hier mitarbeitet, nimmt Einfluss auf Entscheidungen und fungiert mitunter auch als Teil einer Interessenvertretung. Darüber hinaus stellt der Aus- und Fortbildungsbereich viele vor allem administrative und kreative Aufgaben bereit.

Es gibt entsprechend viele Tätigkeitsfelder, in denen sich Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich in den Organisationen des Brand- und Katastrophenschutzes stark machen können. Auch dann, wenn sie von einer sogenannten Beeinträchtigung betroffen sind.

Es lohnt sich, mit den Ansprechpartnerinnen und -partnern der Feuerwehr und Hilfsorganisationen in Kontakt zu treten und den eigenen Wunsch, sich freiwillig einzubringen, zu äußern. Die Barrieren, die möglicherweise auf dem Weg zur Mitarbeit überwunden werden müssen, sind nicht vergleichbar mit dem Gewinn, den die Ehrenamtlichen durch ihre individuellen Talente und ihr Wissen in die Organisationen einbringen.

Willkommenskultur im Ehrenamt

Je mehr Menschen sich ehrenamtlich engagieren, desto besser. Und je größer die Vielfalt derer, die mitmachen, desto erfolgreicher verlaufen viele Einsätze. Denn was alle eint, ist der Wille zu helfen. Was den Unterschied macht, ist mal der sprachliche, mal der kulturelle Hintergrund. Manchmal beides. Häufig ist genau das von Vorteil, um in heiklen oder gefährlichen Situationen richtig zu reagieren. Es braucht Einfühlungsvermögen und Vertrauen, das sich oft schneller herstellen lässt, wenn man „dieselbe Sprache spricht“. Doch nicht nur deshalb sind Menschen mit Migrationshintergrund, die schon immer hier leben oder zugewandert sind, unabhängig ihrer Glaubensrichtung, ein immer wichtiger werdender Bestandteil von Freiwilligendiensten und ehrenamtlichem Engagement.

Von ihrer Erfahrung bzw. Kenntnis anderer Sprachen und Kulturen profitieren auch die Kameradinnen und Kameraden. Und sie selbst? Können die gemachten Erfahrungen und das gewonnene Wissen vielleicht im Alltag oder Beruf einsetzen und sicher sein, dass sie dazu beitragen, die bunte und vielfältige Gesellschaft im Land auch im Ehrenamt besser abzubilden. Voneinander lernen und gegenseitige Unterstützung: gelebte Werte, die den Grundstein für die Willkommenskultur im Ehrenamt legen.

Neue Heimat Feuerwehr

Neben den Kernaufgaben – bestehend aus Lebensrettung und Brandschutz – verschreiben sich die Freiwilligen Feuerwehren in Hessen immer mehr sozialen Themen und der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Sie tragen damit maßgeblich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.

Seit 2013 engagiert sich der Landesfeuerwehrverband in Kooperation mit der Hessischen Landesregierung an Projekten, die Migranten einen leichteren Eintritt in den Feuerwehrdienst gewährleisten. Die ehrenamtliche Tätigkeit soll dadurch neuen Zielgruppen nähergebracht werden und Lust an der aktiven Mitarbeit wecken.  Ziel ist es, die Feuerwehr für eine breite Masse der Bevölkerung zu begeistern. Dafür werden Werbemittel und Infoflyer in verschiedene Sprachen übersetzt sowie Kontakte und Netzwerke aufgebaut, um Menschen mit ausländischen Wurzeln gezielter an die örtlichen Feuerwehren heranzuführen.

Als Antwort auf die hohen Flüchtlingszahlen der vergangenen Jahre ist 2016 der „Integrationsbeirat Brandschutz“ ins Leben gerufen worden. Er vereint Vertreter aus den Hessischen Ministerien des Innern sowie für Soziales, der Landesfeuerwehrverband, Unfallkasse Hessen, kommunale Spitzenverbände, Landesausländerbeirat und dem Integrationsbüro des Kreises Offenbach zusammen. Mit der initiierten „Integrationskampagne Brandschutz“ sollen neue Potenziale wie Mehrsprachigkeit von Einsatzkräften ausgeschöpft und das Verständnis zwischen Zuwanderern und Feuerwehren verbessert werden. Dabei wird gegenseitige Wertschätzung, ein gleichberechtigtes Miteinander und die Bereitschaft zum freiwilligen, bürgerschaftlichen Engagement angestrebt und zugleich Integration in die Gesellschaft gefördert. Zu Beginn müssen aber oftmals noch Unklarheiten aus dem Weg geräumt werden. So sind organisierte Freiwilligendienst und Ehrenamt in anderen Ländern außerhalb des deutschsprachigen Raums in der Regel unbekannt. Feuerwehren sind vielerorts Teil der staatlichen Obrigkeit und generieren sich nicht wie hierzulande aus einem Teil der Zivilgesellschaft.

Eine wichtige Maßnahme des Programms stellen daher die Schulungen der Hessischen Landesfeuerwehrschule in Kassel dar: Die angebotenen Seminare bestehen aus zwei Modulen, bei denen sich der Teilnehmer zunächst interkulturelle Kompetenz aneignet und in einem weiteren Schritt zum interkulturellen Berater für Feuerwehren qualifiziert wird. Zweiter Kampagnenteil ist die Auslobung des Integrationspreises Brandschutz. Er richtet sich an Wehren, die sich mit Schulungsveranstaltungen, Werbeaktionen oder Flüchtlingsprojekten verdient machen.

Freiwillig­keit kennt kein Alter

Für ein ehrenamtliches Engagement ist es nie zu spät. Im Gegenteil. Ältere Menschen werden gebraucht. Nicht nur, weil viele von ihnen lange rüstig und fit sind, sondern weil sie über einen reichen Erfahrungsschatz verfügen. Von ihrem Wissen profitieren die Jüngeren. Vom generationenübergreifenden Miteinander und Austausch wiederum haben alle etwas. Wer sich auch mit fortgeschrittenen Alter oder auch nach dem Renteneintritt noch einmal engagieren will, sollte seine Interessen und Fähigkeiten hinterfragen, abschätzen, wie viel Zeit erübrigt werden kann und mit den Organisationen in Kontakt treten. Wer bereits früher einmal, beispielsweise während der Berufstätigkeit, ehrenamtlich aktiv war, hat möglicherweise schon ein paar eigene Ideen zum Wiedereinstieg. Die Betätigungsfelder sind zahlreich. Gebraucht werden unter anderem Menschen, die sich der Presse- und Medienarbeit oder Verwaltungsaufgaben annehmen, die Ausbildungs- und Betreuungspatenschaften übernehmen oder die bei der Gerätewartung sowie der Fahrzeug-, Geräte und Gebäudepflege unterstützen.